Wann: 11.01.2023
Was: Aktionsreihe – Praxis ohne MFA
Thema: Mangel an ärztlichem und nichtärztlichem Personal
Schon heute schränken Arztpraxen in Schleswig-Holstein ihre Leistungen aufgrund fehlender Medizinischer Fachkräfte (MFA) ein. Das ergibt eine Umfrage der Ärztegenossenschaft Nord. Die will mit einem weiteren Aktionstag aus der Protestreihe auf die Folgen des Personalmangels aufmerksam machen.
Bad Segeberg – Viele niedergelassene Mediziner und Medizinerinnen in Schleswig-Holstein reduzieren wegen fehlender Medizinischer Fachkräfte (MFA) zum Beispiel Sprechzeiten oder die Anzahl bestimmter Untersuchungen. Das ergibt die Vorabauswertung einer noch laufenden Umfrage der Ärztegenossenschaft Nord, an der bislang über 100 Praxen teilgenommen haben.
Nur noch eingeschränkte Leistungen
58 Prozent der befragten Mediziner und Medizinerinnen gaben an, ihre Leistungen wegen fehlender Fachkräfte bereits einzuschränken. Mehr als die Hälfte der Praxen hat demnach zu wenig qualifiziertes Personal- und 90 Prozent stimmten der Aussage zu, dass es schwer sei, solches zu finden.
„Diese Vorabergebnisse passen zu dem Bild, das sich deutschlandweit zeigt“, erklärt Dr. Svante Gehring, Hausarzt und Vorsitzender der Ärztegenossenschaft. So habe beispielsweise eine aktuelle Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen ergeben, dass acht von zehn Mitgliedern erfolglos auf der Suche nach MFA seien. „Und auch Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen, wie stark der Mangel zugenommen hat“, so Gehring. Demnach kamen im Jahr 2021 noch 102 MFA auf 100 offene Stellen. In diesem Jahr waren es nur noch 75.
Die MFA ist die Seele der Praxis
„MFA organisieren nicht nur die Praxis und kümmern sich um viel Bürokratie. Sie führen auch viele Untersuchungen durch, nehmen Blut ab oder impfen“, sagt Dr. Axel Schroeder, Urologe und stellvertretender Vorsitzender der Ärztegenossenschaft. „Wenn sie fehlen, führt das sofort zu Einschränkungen im Betrieb und bei den Leistungen“, so Schroeder. Zwar steht die Ausbildung zur MFA laut Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung noch auf Platz 1 der beliebtesten Ausbildungsberufe bei jungen Frauen. Gleichzeitig ist die Abbrecherquote dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung zufolge mit 33 Prozent sehr hoch. Die steigende Mehrarbeit insbesondere während Corona und zu wenig Wertschätzung gelten als die Hauptgründe für einen Abbruch.
Abwanderungen in Krankenhäuser
„Und von denen, die ihre Ausbildung beenden, zieht es viele im Anschluss in die Klinik“, erklärt Svante Gehring. „Die Politik bevorteilt Krankenhäuser, die Fachkräften dadurch deutlich höhere Löhne zahlen können“, betont Axel Schroeder. „Wie sehr sie die Niedergelassenen vergisst, zeigte sich auch, als sie den Corona-Boni für unsere MFA eine Absage erteilte, obwohl die Niedergelassenen in der Pandemie die Hauptlast getragen haben“, so Schroeder.
Spürbare Folgen für die Arztpraxen
Auf die Folgen des zunehmenden Fachkräftemangels in Arztpraxen wird die Ärztegenossenschaft am 11. Januar aufmerksam machen. Nach dem ersten erfolgreichen Aktionstag im Dezember, werden Mediziner und Medizinerinnen dann im ganzen Land für eine Stunde die Arbeit ihrer MFA selbst übernehmen.
Weitere Hinweise, die aktuelle Entwicklung sowie Material für die Protestaktion finden Sie auf unserer Website: https://aegnord.de/protestkampagne/
Bad Segeberg, den 27.12.22
Pressekontakt:
Ärztegenossenschaft Nord eG
Dr. Axel Schroeder, stellvertretender Vorstandsvorsitzender
Tel.: 04551 9999-0, E-Mail: aerztegenossenschaft@aegnord.de