Bei einer Umfrage der Ärztegenossenschaft Nord (äg Nord) haben sich 410Mitglieder und Ärzte aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern zur Protestbereitschaft geäußert. (Alle Ergebnisse der Umfrage siehe: https://aegnord.de/protestkampagne/ )
„Beeindruckt bin ich von der Antwort“, so der Vorstandsvorsitzende der äg Nord, Dr. Svante Gehring, „dass nur 35% den Zweck der Selbstverwaltung noch als erfüllt sehen!“ Dies spiegele die Stimmung der Niedergelassenen am besten wider, das Zutrauen in Politik und Selbstverwaltung, die Probleme zu lösen, sei mehrheitlich verloren gegangen, ein historischer Tiefpunkt sei erreicht.
Ärztegenossenschaft Nord: „Nicht nur die Krankenhäuser, sondern auch die ambulante Versorgung steht mit dem Rücken zur Wand!“
Es halten 70% der Teilnehmer Proteste für sinnvoll, bei weiteren 21% richtet sich dies am Umfang aus. „53% würden sich auch an mehrtägigen Praxisschließungen beteiligen“, so Dr. Axel Schröder, stellvertretender Vorsitzender der äg Nord. In der Vertreter- und Abgeordnetenversammlung in Berlin und Schleswig-Holstein waren ebenfalls eine Kürzung von Sprechstundenzeiten und Leistungsmengen, die sich am Umfang des Bezahlten ausrichtet, Thema. Besonders Hausärzte gaben aber zu bedenken, dass sich dadurch der Patientenandrang natürlich nicht ändere, sondern im Gegenteil. Einig war man sich aber, dass dies nur mit Öffentlichkeitsarbeit in Richtung Patienten möglich sei. Konkrete Maßnahmen wurden indes nicht beschlossen und vertagt.
Honorarverhandlungen im Bund mit einer 3,85% Steigerung abgeschlossen
Durch eine Honorarsteigerung von 3,85% könnten die massiv gestiegenen Kosten durch Inflation, höhere Mieten und angepasste Mitarbeitergehälter nur noch zum Bruchteil ausgeglichen werden. „Dadurch spielen immer mehr Ärztinnen und Ärzte mit dem Gedanken, ihre Praxen vorzeitig aufzugeben, weil sie an Bürokratie und Arbeitsanfall ersticken, mit einer unausgereiften Digitalisierung seit Jahren gequält werden und ihre Mitarbeiter, falls sie diese noch finden, nicht mehr angemessen bezahlen können“, so der Vorstandsvorsitzende und Hausarzt Dr. Svante Gehring. „Und dies in Zeiten, in denen die Schlangen vor unseren Praxen immer länger werden“, ergänzt Dr. Michael Emken, hausärztlicher Kollege im Vorstand, „und viele Patienten keine Hausärztin oder Hausarzt mehr finden!“
Die äg Nord sucht für weitere, konsentierte Aktionen den Schulterschluss zu Körperschaften, Berufsverbänden und Praxisnetzen
Der Vorstand der äg Nord unterstützt auch wesentliche Forderungen des Hausärztetags nach einem Strukturwandel (6-Punkte-Papier), warnt aber gleichzeitig vor Alleingängen und Spaltungen der Ärzteschaft, bei dem auf lange Sicht immer beide Seiten verlieren würden. „Nur mit einer Stimme sprechend, werden wir von der Öffentlichkeit und unseren Patienten verstanden“, mahnt Gehring, „und nur so können wir den Druck auf die politischen Verantwortlichen in Berlin erhöhen.“
Bundesweiter Protesttag am 02.Oktober 2023
Vom Vorstand der äg Nord werden alle Mitglieder ermutigt, den nationalen Protest- und Brückentag am 02. Oktober zu nutzen, um schon einmal auf einen heißen Herbst hinzuweisen. An diesem Tag sollen die Praxen geschlossen bleiben und eine Patienteninformation an der Praxistür auf die Situation hinweisen. Dies ist ein erstes Signal an die Politik und Öffentlichkeit: „so wollen und können wir unsere Patienten nicht mehr gut versorgen“!
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