Kommen Sie raus aus dem Corona-Modus, Pandemie ist nicht alles. Die ambulante Versorgung steht auf der Kippe!
Die Ärztegenossenschaft Nord (äg Nord) hat auf der gestrigen Konferenz mit den Vorständen der Berufsverbände, der freien Verbände und Ärztenetze beschlossen, den Protest gegen die aktuellen Sparmaßnahmen aus dem Gesundheitsministerium zu bündeln. „Damit haben wir ein breites Bündnis mit der Landesärztekammer Schleswig-Holstein und der Kassenärztlichen Vereinigung“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der äg Nord Dr. Svante Gehring.
Alle waren sich einig, dass der wohnortnahen, qualifizierten haus- und fachärztlichen Versorgung – die während der Pandemie eindrücklich Ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt hat – mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz das Genick gebrochen wird.
Im Rahmen der Sparmaßnahmen sollen die Regelungen
- für neue Patienten und offene Sprechstunden
nach dem neuen Gesetz ab Januar 2023 wieder abgeschafft werden. Das führt erneut zu
- längeren Wartezeiten vollen Wartezimmern, aber leeren Arztzimmern!
Stattdessen werden Apotheken für das Impfen und Arzneimittelberatung geöffnet, Gemeindeschwestern (community health nurse) und 1000 Gesundheitskioske sollen es künftig richten! „Diese Hirngespinste des Ministers werden uns Ärzte und Psychotherapeuten nicht entlasten, sondern belasten. Damit schafft Herr Lauterbach die niedergelassene Ärzteschaft Schritt für Schritt ab“, so der Vorsitzende des Landesverbandes der HNO-Ärzte, Priv.-Doz. Dr. Jan Löhler. Sprechstundenzeiten würden in Folge reduziert werden, Personalentlassungen drohen, nur weil im Rahmen dieses Spargesetzes eine bewährte Patientenregelung nach zwei Jahren ohne Evaluation wieder gestrichen würde. Verlässlichkeit und Vertrauen in die Gesetzgebung sei etwas anderes!
„Lassen Sie die Ärzteschaft nicht im Stich! Halten Sie an der Budgetfreiheit für – neue Patienten – und die bewährte – offene Sprechstunde –im Sinne einer qualifizierten, flächendeckenden ambulanten Versorgung weiter fest“, fordern daher einmütig die Teilnehmer der Konferenz.
„Der Gesundheitsfond ist geplündert. Die Kassen der GKV-Versicherungen sind leer. Honorarverhandlungen der gemeinsamen Selbstverwaltung für 2023 gestalten sich schwierig – das nächste Problem, was der Vertragsärzteschaft droht“, ergänzt Dr. Axel Schroeder, stellvertretender Vorsitzender der äg Nord.
Bei steigenden Inflationsraten, explodierenden Gas-und Strompreisen, steigenden Personal – und Raumkosten etc. sind Honoraranpassungen jetzt erforderlich.
Bei sinkenden Einnahmen und steigenden Kosten stünden kleine mittelständische Unternehmen, wie über 150.000 Arztpraxen mit ihrem Personal und Familien auf dem Spiel.
Ältere Kollegen:innen würden früher ihre Praxen schließen und jüngere sind schwerer für die Nachfolge zu gewinnen, sei es selbständig oder angestellt. Praxisschließungen würden daher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zunehmen.
Die äg Nord, die Verbände, Praxisnetze und Kreisstellen werden ihre Mitglieder informieren, Patienten über das Gesetz und seine Folgen mit einem Aktionstag in den Praxen am 05.Oktober aufklären und fortlaufend im Wartezimmer informieren.
„Wir werden die Bundestagsabgeordneten in ihren Wahlkreisen in die Pflicht nehmen, diesem Gesetz im Oktober nicht zuzustimmen und die Landesregierung auffordern, über den Bundesrat am 16.09.22 zu intervenieren.
Denn Gesundheitsversorgung ist auch regionale Versorgung und Verantwortung. Politik ist immer auch Gesundheitspolitik“, fasst A. Schroeder die gestrige Konferenz zusammen.
Pressekontakt:
Ärztegenossenschaft Nord eG
Dr. Svante Gehring, Vorstandsvorsitzender
Tel.: 04551 9999-0, E-Mail: kontakt@aegnord.de