„Mit dem Protesttag der Berufsverbände und Ärztenetze und der Ärztegenossenschaft Nord am 11.01.2023 haben wir die niedergelassene Ärzteschaft wieder in den Blickpunkt der Politik gerückt“, so der stv. Vorsitzende der Ärztegenossenschaft Nord und Koordinator der AG fachärztliche Berufsverbände, Dr. Axel Schroeder.
Bad Segeberg – Mit dem Thema: „Fachkräfte – und Ärztemangel führen zu weniger Sprechstunden, längeren Wartezeiten und schlechterer Versorgung“, gingen Schleswig-Holsteins Ärzte und Ärztinnen und Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen gestern an die Öffentlichkeit.
Eine konzertierte Aktion der Berufsverbände, Ärztenetze und der Ärztegenossenschaft Nord. Eine Protestkampagne jeden zweiten Mittwoch des Monats ein Protesttag mit einem „Thema des Monats“ bis zur Kommunalwahl im Mai. Eine Aufklärungs- bzw. Medienkampagne, um die drohende ambulante Unterversorgung öffentlich zu machen.
Nach dem 1. Protesttag im Dezember 2022 „Wenn in den Praxen das Licht ausgeht“ zum Thema explodierende Energiekosten, Kostensteigerungen, Inflation, ist der 2. Protesttag „arbeiten ohne MFA´s“ bei den Printmedien, dem Rundfunk und Fernsehen mit großem Interesse aufgenommen worden.
„Bisher die erfolgreichste Medienaktion, die wir als äg Nord mit den Berufsverbänden und Praxisnetzen je erreicht haben. Auch, und dies ist besonders hervorzuheben, hat die Landesregierung mit der Gesundheitsministerin in den Medien großes Verständnis für unsere Protestaktion gezeigt und eine Botschaft nach Berlin gesandt“, so Dr. Svante Gehring, Hausarzt und Vorstandsvorsitzender der äg Nord.
Aufgrund fehlender Medizinischer Fachkräfte und einer dramatischen Ruhestandswelle bei Ärztinnen und Ärzten, müssen die Praxen ins Schleswig-Holstein Sprechzeiten oder die Anzahl bestimmter Untersuchungen stark reduzieren. Das ergab eine Umfrage der Ärztegenossenschaft Nord und unterstreicht die Situation in der ambulanten medizinischen Versorgung in Schleswig-Holstein.
Praxen haben keine Kapazitäten mehr
Schon heute erleben viele Patienten und Patientinnen in Schleswig-Holstein den Mangel an Ärztinnen und Ärzten. Nicht nur auf dem Land, sondern auch in Städten mit ihrem Umland wie z.B. Pinneberg, Elmshorn, Husum oder Neumünster ist es für sie mitunter schwierig, etwa eine Arztpraxis zu finden. Angesichts der Tatsache, dass aktuell jeder dritte niedergelassene Allgemeinmediziner über 60 Jahre alt ist, ruft die Ärztegenossenschaft Nord die Landespolitik jetzt zum Handeln auf.
Das Land muss Anreize schaffen
„Nicht nur der stetig zunehmende Wechsel von MFA ́s in andere Berufe aufgrund von mangelnder Wertschätzung und Anerkennung ist alarmierend. Das Land ist unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen noch ein Corona-Bonus schuldig! Auch der Ausbildungsweg vom Studenten zum Mediziner und die Weiterbildung der Ärzte zum Facharzt in Klinik und Praxis muss gefördert werden, damit wir junge Medizinerinnen und Mediziner im Lande halten und Ärzte in Weiterbildung in Schleswig-Holstein binden“, so Dr. Axel Schroeder.
Hier sieht die äg Nord absolutes Verbesserungspotential zur Nachwuchsförderung. „Mit finanziellen Anreizen könnte das Land hier leicht auf sich aufmerksam machen“, so Dr. Axel Schroeder, zudem muss sich die Landesregierung für eine schnelle Umsetzung der neuen Approbationsordnung im Bundesrat einsetzen, um auch im Studium die ambulante haus- und fachärztliche Grundversorgung abzubilden.
Es droht eine 4-Tage Woche
Dr. Svante Gehring verweist darauf, dass es künftig nicht reichen werde, die freiwerdenden Arztstellen mit Nachwuchskräften zu besetzen. „Die nachfolgenden Generationen streben eher Angestelltenverhältnisse und Teilzeitstellen an und stellen damit im Schnitt weniger Arbeitszeit als ihre Vorgänger und Vorgängerinnen zur Verfügung“, so Gehring. „Gleichzeitig wird die Versorgung aufgrund der Alterung der Gesellschaft immer umfassender. Zunehmende Anforderungen, unklare Entwicklung der Qualifikation (Delegation/Substitution), Organisation und Finanzierung erschweren den Wettbewerb um junge Ärztinnen und Ärzte“.
Eine Gesundheitsversorgung nach Kassenlage ist keine Perspektive!
Auf die Folgen begrenzter Sprechstundenzeiten, Deckelung der Leistungen, unzureichender Finanzierung, Wartezeiten wird die äg Nord mit dem kommenden Protesttag am 08. Februar 2023 aufmerksam machen.
Weitere Hinweise, die aktuelle Entwicklung sowie Material für die Protestaktion finden Sie auf unserer Website: https://aegnord.de/protestkampagne/
Bad Segeberg, den 12.01.2023
Pressekontakt:
Ärztegenossenschaft Nord eG
Dr. Axel Schroeder, stellvertretender Vorstandsvorsitzender
Tel.: 04551 9999-0, E-Mail: aerztegenossenschaft@aegnord.de