Der TI-Skandal

05.01.2021 | Digitalisierung

Ende August erreichte viele Praxen das ultimative Angebot über die Versorgung mit zusätzlichen neuen Kartenlesegeräten. So werde der geforderte Ausbau der TelemetatikInfrakstruktur (TI) ermöglicht. Hier wurde geschickt der Eindruck erweckt, dass nur eine schnelle Bestellung der Lesegeräte für das Versichertenstammdatenmanagement (VSDM), die elektronische Patientenakte (ePA) und das Notfalldatenmanagement (NFDM) die höchstmögliche Förderung für die Praxis sichert.

Nachfragen und leere Versprechungen

Es wurde also schnell innerhalb der vorgegebenen Frist bestellt und dann hat man nichts mehr gehört. Nach vier Wochen in Koblenz angerufen. „Alles ok!“, lautete die Botschaft von dort. Bis dato keine Bestellbestätigung, kein Versandavis, einfach nichts!

Auf eine erneute telefonische Anfrage nach weiteren vier Wochen hieß es wieder: „Alles ok!“ – Weiterhin keine Bestellbestätigung, kein Versandavis, einfach nichts!

Dann Mitte November auf eine erneute Nachfrage: „Oh, das Computer-System hat einen Fehler gemacht, Ihre Bestellung wurde gar nicht weitergereicht. Ich kümmere mich gleich morgen darum.“ Drei Tage später, ein anderer Mitarbeiter: „Oh, das Computersystem hat ein Schnittstellen-Problem. Ich kümmere mich darum!“ Das Versprechen der Dame vom vorletzten Telefonat war also erneut ins Leere gelaufen. Dann endlich eine Bestellbestätigung von ingenico mit einem Versandavis vom 19.12.20. Die Geräte sind dann am 05.01.2021 eingetroffen.

Inzwischen hat sich der drängende Zeitplan für die Praxen deutlich entspannt: Die elektronische AU kommt später und die Kommunikation im Medizinwesen (KIM) kann vielleicht doch noch berührungslos ohne Schnittstellen-Probleme mit Brieftauben abgewickelt werden.

Eine unerträgliche Monopolsituation

Der eigentliche Skandal an der grotesken Geschichte aber ist die unerträgliche Monopolsituation, die durch die politisch Verantwortlichen dem Unternehmen in Koblenz ermöglicht worden ist. Wenn Digitalisierungsprojekte verordnet werden, dann müssen sie auch mit ausreichend gutem Willen, also ohne übermäßige Anstrengung in der Praxis umzusetzen sein. Wir sind Ärzte und keine EDV-Fachleute, die wir dann mit oft mäßiger Leistung (s.o.) teuer einkaufen müssen.

Diese Erkenntnis bleibt: Digitalisierung ist allenfalls ein Werkzeug – niemals die Lösung! (CM)

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