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Fachkräftemangel und seine Ursachen

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Unter dem Titel „Medizinische Fachangestellte mehr wertschätzen“ (1) weist die Ärztekammer Schleswig-Holstein (ÄKSH) am 26.06.2022 auf ihre Umfrage „unter rund 500 auszubildenden und berufstätigen MFA sowie jenen, die ihre Ausbildung frühzeitig abgebrochen haben“ hin. Die Umfrageergebnisse selbst wurden nicht veröffentlicht, sondern nur beschrieben.

Dennoch handelt es sich um die größte im Netz auffindbare aktuelle Umfrage zum Thema unter MFA.

Ursache: “Abbruch der Ausbildung zur MFA” #

31 % der Ausbildungsabbrecher kehren der Patientenversorgung dauerhaft den Rücken. Die Gründe:

  • 54 % der Ausbildungsabbrecher berichten von Unstimmigkeiten mit Vorgesetzten.
  • 62 % der Ausbildungsabbrecher berichten von einem schlechten Umgang im Team.

Ursache: “Unstimmigkeiten mit Vorgesetzten, schlechter Umgang im Team” #

In der benannten Umfrage der ÄKSH bestätigen die MFA, die eine abgeschlossene Ausbildung haben, das Bild der Ausbildungsabbrecher.

Ursache: “Zu wenig Bewerber und Bewerberinnen auf Stellenangebote” #

Wie Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen, hat der Personalmangel innerhalb des vergangenen Jahres noch einmal zugenommen. So kamen im Jahr 2021 noch 102 Medizinische Fachangestellte auf 100 offene Stellen, im Januar 2022 waren es nur noch 75.

Quelle: Medi-Karriere

Ursache: “Durch die Pandemie bedingte Mehrbelastung” #

  • Mehrbelastungen durch Zeitdruck (79 Prozent), Desinfektion von Räumen und Material (79Prozent), gereizte Patientinnen und Patienten (90 Prozent), Nachfragen zu Impfungen (89 Prozent).
  • Deshalb: Wachsende Überstunden, die in der Pandemie nicht abgebaut werden können.
  • Aufgaben wurden durch die Pandemie anspruchsvoller (78 Prozent), anstrengender (95 Prozent) und zeitintensiver (93 Prozent).
  • „Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung, einer steigenden Erwartungshaltung der Patientinnen und Patienten in der Pandemie sowie geringer Wertschätzung spielen viele junge MFA mit dem Gedanken, die Patientenversorgung zu verlassen oder dem Gesundheitswesen ganz den Rücken zu kehren.“
Pressemitteilung ÄKSH: „Medizinische Fachangestellte mehr wertschätzen“ , 26.06.2022

Viele empfinden die andauernde Mehrbelastung als eine Zumutung. Viele sind mit den Kräften am Ende. Vielen fehlt es an Wertschätzung und Anerkennung.

Ursache: “Abwanderung in Kliniken, zu Krankenkassen und in andere Berufe” #

  • „Jede fünfte MFA verlässt nach Ende ihrer Ausbildung trotz eines Übernahmeangebots ihre Ausbildungspraxis und wechselt in die stationäre Versorgung.“
  • Kliniken und Praxen konkurrieren um denselben Personalpool.
  • Während die Ausbildung zur MFA um allergrößten Teil in den Praxen stattfindet und nicht in den Kliniken, werden die Krankenhäuser finanziell bevorteilt, so dass diese deutlich höhere Gehälter nach Ausbildungsende zahlen können.
Pressemitteilung Virchowbund, 04.02.2022

Ursachen aus Sicht der Ärzteschaft #

Ergebnisse einer Sondererhebung “Situation auf dem Arbeitsmarkt für MFA aus Sicht der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten” im Bereich der KV Bremen.

Erschreckend sind die Konsequenzen. Ein Drittel der befragten KV-Mitglieder fahren ihre Tätigkeit zurück. Das ist ein Ergebnis der großen Sondererhebung “Situation auf dem Arbeitsmarkt für MFA aus Sicht der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten” im Bereich der KV Bremen.

Strukturen, die die Nachbesetzung Schwierigkeiten erklären

  1. Allgemeiner Fachkräftemangel (70 Prozent)
  2. Krankenhäuser sind attraktiver (68 Prozent)
  3. Schlechte Bezahlung/Tariflöhne (62 Prozent)
  4. Zu geringe Qualifikation der Bewerbenden (58 Prozent)
  5. Schlechtes Image (32 Prozent)

Warum den Beruf so Wenige ergreifen und ausüben wollen?

  1. Zu geringe Verdienstmöglichkeiten (68 Prozent)
  2. Destruktives Patientenverhalten (61 Prozent)
  3. Zu geringe Wertschätzung des Berufs (55 Prozent)
  4. Work-Life-Balance gestört (54 Prozent)
  5. Streben nach „Größerem“ (Karriere) (39 Prozent)

Maßnahmen gegen den Mangel

  1. Selber ausbilden (79,9 Prozent)
  2. Gehaltsanreize schaffen (77,4 Prozent)
  3. Attraktivität der Praxis steigern (67,5 Prozent)
  4. Stellensuche intensivieren (64,7 Prozent)
  5. Quereinsteiger einstellen (63,0 Prozent)

Quelle: KV Bremen, 08.06.2022

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