Ärztemangel und seine Ursachen

2035: Die Ärzteschaft wird massiv schrumpfen #

Bildzitat: © dostal & partner management-beratung gmbh

Ursache: “Demografischer Wandel” #

  • Ärzteschaft und Patienten werden gleichermaßen älter und gehen in den Ruhestand.
  • D.h.: Weniger Ärzte und Ärztinnen treffen künftig auf mehr Patienten und Patientinnen.
  • „2035 werden in Deutschland 4 Millionen mehr ab 67-Jährige leben“
  • „In den 2040er Jahren wird dann die Zahl der Menschen ab 80 Jahren und damit voraussichtlich auch der Pflegebedarf stark ansteigen“
  • „Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter wird in den kommenden 15 Jahren um 1,6 bis 4,8 Millionen Menschen sinken“
Pressemitteilung, Destatis, 02.12.2022

Ursache: “Vermehrte Abwanderung aus Deutschland” #

Ärztestatistik der Bundesärztekammer 2021: Während 2020 deutlich weniger Ärztinnen und Ärzte Deutschland den Rücken kehrten als noch 2019, kehrt sich der Trend nun um. Grund für den Rückgang im Jahr 2020 könnte die verringerte Mobilität durch die Corona-Pandemie sein.

Im Jahr 2021 haben insgesamt 1.916 ursprünglich in Deutschland tätige Ärztinnen und Ärzte ihre Koffer gepackt. Besonders interessant für Ärztinnen und Ärzte waren dabei unsere europäischen Nachbarn: Wie schon in den vergangenen Jahren waren die Schweiz (591), Österreich (271) und Griechenland (73) besonders beliebte Ziele. Insgesamt 759 Ärztinnen und Ärzte sind in andere EU-Länder abgewandert. USA ist das beliebteste Land außerhalb Europas. 73 Ärztinnen und Ärzte wandten sich neuen Aufgaben jenseits des Atlantiks zu (2020). Insgesamt 108 Medizinerinnen und Mediziner zog es nach Asien.

Quelle: Ärzteblatt

Abwanderung toppt Zuwanderung

Die Zuwanderung von ausländischen Ärztinnen und Ärzten – vor der Pandemie ein entlastender Faktor für die medizinische Versorgung – verlangsamte sich weiter. Im Jahr 2021 stieg die Zahl der Ärztinnen und Ärzte mit ausländischer Staatsangehörigkeit nur um rund 1.100 auf rund 57.200. Dies entspricht einem Plus von lediglich 1,9 Prozent – nach Wachstumsraten von sieben bis acht Prozent in den Vorjahren. Gleichzeitig stieg die Zahl der ins Ausland abgewanderten Ärztinnen und Ärzten nach einem Einbruch im Jahr 2020 wieder an und erreichte mit rund 1.900 Abwanderungen das Niveau der Vorjahre.

Quelle: Bundesärztekammer

Auch Medizinstudenten und -studentinnen zieht es vermehrt ins Ausland

  • Mindestens 8.000 Deutsche – und damit fast zehn Prozent aller deutschen Medizinstudierenden – studieren im Ausland.
  • Jedes Jahr übersteigt die Anzahl derer, die sich in Deutschland für ein Studium der Humanmedizin bewerben, die Zahl der verfügbaren Studienplätze bei Weitem. Im vergangenen Wintersemester 2021/22 standen jedem zu besetzenden Studienplatz 4,5 Bewerberinnen und Bewerber gegenüber.
  • Fast ein Drittel der deutschen Medizinstudierenden im Ausland studieren in Österreich, fast genauso viele in Ungarn. Viele studieren auch in den Niederlanden. Daneben haben auch südost- und osteuropäische Länder als Zielländer zunehmend an Bedeutung gewonnen. In Ungarn, Polen und Rumänien wurden mittlerweile spezielle Studienangebote für internationale Bewerberinnen und Bewerber geschaffen, teils sogar komplette deutschsprachige Studiengänge.

Quelle: DUZ Verlags- und Medienhaus GmbH, 18.02.2022. Erschienen in: DUZ Magazin 02/2022 vom 18.02.2022

Ursache: “Mehr Teilzeit-Mediziner, weniger Überstundenbereitschaft” #

“Wenn ein leichter Zuwachs in den Mangel führt” titelte die Bundesärztekammer im Mai 2022 in einer Pressemitteilung:

„Nach wie vor schlägt sich die gesamtgesellschaftliche Entwicklung hin zu mehr
Teilzeitarbeit und weniger Überstunden auch in der Ärzteschaft nieder. Dadurch
sind mehr Köpfe nötig, um die freien Stellen in der medizinischen Versorgung zu
besetzen und die Zahl der zur Verfügung stehenden Arztstunden konstant zu halten
– und das bei steigenden Behandlungszahlen.“

Quelle: Pressemitteilung Bundesärztekammer, 07.05.2022

Ursache: “Ungleichverteilung Stadt/Land” #

Es konnte keine Statistik gefunden werden, die die Entwicklung der Ärzteschaft nach Ortsgrößen abbildet.

Es gibt allerdings eine Studie zur Arztzahlprognose 2035 in Niedersachsen, die mit dem Zi-Wissenschaftspreis ausgezeichnet wurde:

„Am Beispiel Niedersachsens wird deutlich, dass bis 2035 ein Rückgang an
praktizierenden Hausärztinnen und Hausärzten von über 20 Prozent zu erwarten ist.
Gleichzeitig sind Regionen unterschiedlich stark betroffen und selbst innerhalb der
gefährdeteren ländlichen Räume zeigen sich heterogene Entwicklungen, die
regional angepasste Reaktionen erfordern.“

Quelle: Versorgungsatlas, 09.06.2022 (PDF)

Hier geht es zur Studie: https://www.versorgungsatlas.de/fileadmin/ziva_docs/132/VA_22-
03_Bericht_Versorgungsgradprogn_Nieders_2022-06-09.pdf

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