Startseite 9 Info 9 Befragungsergebnisse zur Übergabe von Arzt- und Psychotherapiepraxen

Befragungsergebnisse zur Übergabe von Arzt- und Psychotherapiepraxen

14.02.2025 | Info

Jeder zweite will Praxis ggf. vorzeitig abgeben

Knapp die Hälfte der Praxisinhaber und -inhaberinnen, die sich mit der potenziellen Übergabe ihrer Praxis befassen, plant dies noch vor dem Eintritt in den eigenen Ruhestand zu tun. Hinter dem Wunsch nach vorzeitiger Übergabe steht insbesondere die als (zu) hoch empfundene Arbeitsbelastung.

78 % haben Schwierigkeiten, Interessenten für ihre Praxis zu finden

Eine der größten Schwierigkeiten bei der Praxisübergabe ist es, überhaupt einen Interessenten für die Praxis zu finden. 78 Prozent der Praxisinhaber und -inhaberinnen, die schon mit der Nachfolgesuche begonnen hatten, empfanden dies als Herausforderung. Die Dauer der Nachfolgesuche variierte erheblich zwischen den Versorgungsbereichen: Im hausärztlichen Bereich betrug sie durchschnittlich zwei Jahre, im fachärztlichen Bereich etwa 17 Monate und im psychotherapeutischen und psychosomatischen Bereich nur etwa sechs Monate.

Beratungsleistungen der KVen werden gut nachgefragt

Die Beratungsleistungen der Kassenärztlichen Vereinigungen rund um das Thema Praxisübergabe wurden deutlich häufiger wahrgenommen als die von gewerblichen Dienstleistern. Die Zufriedenheit mit den Beratungsleistungen lag in etwa auf dem gleichen Niveau.

4.000 haben an der Umfrage teilgenommen

Das sind die zentralen Ergebnisse einer Schwerpunkterhebung, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) im Rahmen des Zi-Praxis-Panels im Jahr 2024 durchgeführt hat. Von den insgesamt 68.000 angeschriebenen niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen sowie Psychotherapeuten und -therapeutinnen haben bei der aktuellen Erhebung mehr als 4.000 Praxisinhaber und -inhaberinnen Angaben zum Thema Praxisübergabe gemacht. Von diesen beschäftigten sich zum Zeitpunkt der Erhebung etwa 1.200 Teilnehmende intensiv mit dem Thema.

Finanzen, Bürokratie und wenig nutzerfreundliche Digitalisierung trüben die Stimmung

„Unsere repräsentativen Befragungsergebnisse von Dezember 2023 zur Lage in den Arzt- und Psychotherapiepraxen werden durch die aktuelle Auswertung einmal mehr bestätigt. Erneut zeigt sich deutlich, dass die Stimmung unter den Praxisinhabern und -inhaberinnen nachhaltig eingetrübt ist. Bereits vor gut einem Jahr hatten 60 Prozent der befragten Praxen überlegt, wegen der allgemeinen Rahmenbedingungen vorzeitig aus der Patientenversorgung auszusteigen. Unsere Daten zeigen, dass hierbei die Umfeldbedingungen stark steigender Personalausgaben und inflationsbedingter Kostensprünge sowie zunehmender bürokratischer Auflagen und Belastungen durch eine wenig nutzerfreundliche Digitalisierung besonders im Fokus stehen“, erklärte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Wohnortnahe Gesundheitsversorgung in akuter Gefahr

Diese Faktoren begünstigten den schleichenden Rückzug der Leistungsträger und -trägerinnen aus der medizinischen Versorgung. Die wohnortnahe Gesundheitsversorgung in Deutschland sei dadurch in akuter Gefahr. Noch versorgten die rund 99.000 Praxen die Menschen auf höchstem Niveau, so von Stillfried weiter. „Doch schon jetzt spüren viele Patienten und Patientinnen die Auswirkungen einer seit Jahren verfehlten Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Insgesamt senden unsere Umfrageergebnisse ein klares Signal an die Politik: Die nächste Bundesregierung muss die Aufwertung der ambulanten Versorgung ganz weit oben auf der gesundheitspolitischen Agenda platzieren. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssen die Praxisinhaber und -inhaberinnen sich angesprochen fühlen, damit sie möglichst lange aktiv in der Patientenversorgung bleiben.“

→ Zi-Paper „Praxisübergaben in der vertragsärztlichen und vertragspsychotherapeutischen Versorgung“

Quelle: pi Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland, 13.02.2025

Loading...