Nur jeder zweite niedergelassene Arzt und Psychotherapeut geht aktuell davon aus, seine Praxis bis zum Renteneintrittsalter fortzuführen. Als Gründe für eine vorzeitige Praxisabgabe werden vor allem eine zu hohe Arbeitsbelastung, zu hohe Praxiskosten, der Fachkräftemangel sowie auch Belastungen durch Fehlleistungen der von Digitalisierungsvorgaben oft überforderten Praxissoftware-Systeme genannt. Das sind Ergebnisse einer aktuellen ZiPP-Befragung, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung jährlich durchführt. Von den Ärzten und Psychotherapeuten, die vorzeitig in Ruhestand treten, gaben fast zwei Drittel als Grund an, dass sie die Arbeitsbelastung in ihrer aktuellen Situation als zu hoch empfinden. Zu hohe Praxiskosten und der Fachkräftemangel beim nicht-ärztlichen Personal wurde von jedem fünften vorzeitigen Ruheständler als entscheidendes Motiv genannt. Rund 22 Prozent führten als Grund für den Ausstieg an, dass ihre Altersvorsorge bereits abgesichert sei. [https://www.zi.de/das-zi/medien/grafik-des-monats/detailansicht/september-2024]
In diesen Jahren geht zudem die Generation der sogenannten Babyboomer in Rente. Das bedeutet, dass es zunehmend deutlich mehr ältere Patienten und Patientinnen geben wird. Gleichzeitig schließen aber Arztpraxen vermehrt ihre Türen, weil es eben auch in der Ärzteschaft die Generation der “Babyboomer” gibt, die sich in den Ruhestand begibt. Unterm Strich stehen damit einer zunehmenden Patientenschar immer weniger Ärzten und Ärztinnen zur Verfügung. Des Weiteren wandelt sich gerade das Selbstbild in der Ärzteschaft. Junge Ärzte und Ärztinnen legen zumeist mehr Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance als die ältere Generation. Immer mehr wählen deshalb eine Anstellung… häufig eine Anstellung in Teilzeit. Hier bekleiden dann jeweils zwei Approbierte einen Arztsitz. Dass die Zahl der Medizinstudenten und -studentinnen parallel zu dieser Entwicklung nicht entsprechend gestiegen ist, verschärft die anstehende Situation.
Eine schwierige Situation… nicht erst seit heute absehbar
Die Ärztegenossenschaft Nord eg (äg Nord) engagiert sich vor dem Hintergrund der anwachsenden Probleme bereits seit Jahren für den Erhalt einer regional guten medizinischen Versorgung. Das Augenmerk gilt dabei insbesondere auch der Ärzteschaft. Wir brauchen keine gut erreichbaren, schlecht zu führenden – und demnächst vermutlich leerstehenden – Einzelpraxen. Wir brauchen vor Ort eine von Patienten und Patientinnen gut erreichbare medizinische Versorgung, die von Ärzten und Ärztinnen bedient werden kann, ohne dass diese sich am Ansturm von Patienten oder an überbordender Bürokratie aufreiben müssen. Dafür stehen wir mit unseren vielen Projekten ein.
Wir reden mit der Politik, mit Bürgermeistern und Gemeindevertretern vor Ort. Wir machen uns lang für die Entwicklung individueller Konzepte, die zur jeweiligen Region passen. Wir unterstützen, begleiten und übernehmen auch Verantwortung. Viele Gemeinden in Schleswig-Holstein haben ihre medizinische Versorgung vor Ort mit unserer Unterstützung bereits für die Zukunft aufstellen können.
Aktuell sind wir zudem mit der Planung für die ärztliche Betreibung eines genossenschaftlichen MVZs befasst. Uns ist wichtig zu betonen: wir wollen den vor Ort niedergelassenen Kollegen keine Konkurrenz machen. Es geht darum, gemeinsam alle Patienten versorgen zu können und die etablierten Kollegen zu unterstützen und zu entlasten. Arbeit ist für alle genug da!
In unseren anderen Ressorts rufen wir Selektivverträge ins Leben, kümmern uns um gute Leistungen für Arztpraxen, unterstützen Praxisnetze bei ihrer Arbeit, organisieren wichtige Fortbildungen und vieles mehr. Bei der äg Nord stehen wir Seite an Seite für eine lebenswerte ärztliche Zukunft ein.
Wir danken unseren Mitgliedern, dass sie unsere Arbeit mit ihrem Mitgliedsbeitrag unterstützen.
Sie haben Kollegen und/oder Kolleginnen, die uns noch nicht kennen? Erzählen Sie ihnen, was Ihre Ärztegenossenschaft alles macht. Jedes neue Mitglied trägt zum weiteren Erfolg unser aller Bestrebungen bei.